Rundgang durch ein Mausoleum

Als Beispiel für die Mäuse-Öl-Produktion soll hier das Negosch-Mausoleum, Nähe Cetinje in Montenegro, vorgestellt werden. Die Anlage ist heute ein Industriemuseum, in dem die Schritte der Mäuse-Öl-Produktion nachvollzogen werden können. Bei einem Besuch in Montenegro können Sie dieses Industrie-Museum gegen Eintrittsgeld besuchen.


Die Anlage wurde vom Ingenieur Zoran Negosch errichtet. Charakteristisch ist die abgeschiedene Lage im Lovcen-Gebirge, ca. 25 Kilometer von Cetinje entfernt. Die Anlage (oben rechts) war nur über Bergstraßen zu erreichen. Aus diesem Grunde wurde ca. 2 km unterhalb der Anlage ein Dorf für die Arbeiter in der Anlage errichtet. Da die Produktionsstätte großen Gewinn abwarf, konnte es sich Zoran Negosch leisten, zur leichteren Zugänglichkeit eine große Treppe und einen Tunnel zu bauen (vorne links).


Im oberen Bild können Sie in den Hof des Mausoleums sehen. Der Eingang der Anlage war früher mit einem schmiedeeisernen Gittertor versehen. Das Gitter diente dazu, dass Mäuse in das Innere der Anlage gelangen konnten. Links und rechts des Tores (hinter den Front-Mauern und v.a. an den Seitenmauern im Inneren des Hofes) waren Speck und Käse auf großen Netzen ausgelegt, so dass die Mäuse hier gefangen werden konnten: Man wartete, bis genügend Mäuse auf den Netzen waren, zog sie dann mit einem Ruck zusammen, so dass die Mäuse im Netz gefangen waren und gab das fertige Netz mit den gefangenen Mäusen zur Weiterverarbeitung an die Maus-Presser. Ich den Hoch-Zeiten der Anlage wurden weitere Netze in der Umgebung der Anlage ausgelegt.


Dieses Bild stellt den Eingang ins Mausoleum dar. Er wurde kunstvoll mit zwei Statuen gestaltet. Im Hintergrund des Mausoleums können Sie die MSSA erahnen. Im Raum der MSSA gingen auch die Maus-Presser ihrer Arbeit nach. Bis zu 36 Maus-Presser waren hier gleichzeitig am arbeiten. Beachten Sie die Öl-Lampe über dem Eingang zum Mausoleum: In dieser wurde manchmal Mäuse-Öl verdampft, so dass immer ein angenehmer Geruch das Mausoleum umgab.


Hier sehen Sie das Herzstück des Mausoleums: Die MSSA (Maus-Saft-Scheide-Anlage). Die Anlage wurde von Zoran Negosch selbst in mehrjähriger Bauzeit konstruiert. Später wurde sie sehr kunstvoll verziert. Der Antrieb der MSSA (öffnen und schließen von Rohren, damit der Maus-Saft durch die Anlage fließt; belüften des ausgebreiteten Blut-Öl-Gemisches) erfolgte aus dem Untergeschoss des Mausoleums, so dass im Arbeitsraum des Mausoleums lediglich der Maus-Saft in die Anlage gefüllt und das fertige Mäuse-Öl entnommen werden mußte. Die Befüllung der Anlage mit Maus-Saft erfolgte an Punkt A, indem der obere Teil des Schnabels nach oben geklappt wurde und bis zu 2 Liter Maus-Saft eingefüllt werden konnten. Nach der Verarbeitung innerhalb der MSSA (1.Siebung, Filterung, Gerinnung, 2.Siebung) konnte das fertige Mäuse-Öl nach ca. 25-30 Minuten bei Punkt B entnommen werden. Mindestens alle 24 Stunden mußte eine Reinigung der Anlage vorgenommen werden, bei der die Rückstände aus den beiden Sieben ausgespült, sowie der Filter gewechselt werden mußte. Auch dies passierte durch Betätigung verschiedener Hebel der Steuerung im Untergeschoß der Anlage; diese Rückstände konnten dann bei Punkt C entnommen werden. Aus 1 Liter Maus-Saft konnte ca. ein halber Liter fertiges Mäuse-Öl gewonnen werden; die MSSA war daher in der Lage, pro Tag bis zu 50 Liter Mäuse-Öl zu produzieren.


Mitten im Hof des Mausoleuns stand eine große Zisterne. Hier wurde das fertige Mäuse-Öl bis zum Abtransport gelagert. Auch Besucher konnten direkt im Mausoleum Mäuse-Öl erwerben, das dann vor ihren Augen aus der Zisterne entnommen wurde.