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Ein Tag in meinem Leben

Liebe Leser,
auf meiner elektrischen Post-Adresse erreichen mich - neben simplen Beleidigungen dummer und unredlicher Jugendlicher und Stuttgart-21-Gegner, die ich selbstverständlich sofort bei der Polizei zur Anzeige bringe - immer wieder freundliche elektrische Briefe, deren Verfasser selbst ein redliches Leben führen möchten und sich dafür Hilfestellungen von mir erwarten: Sie interessieren sich dafür, wie ein redliches Leben so abläuft. Um aufzuzeigen, dass ein redliches Leben sehr ausfüllend ist, und um Ihnen zu zeigen, was für ein netter, toleranter und integerer Charakter hinter meiner Person steckt, möchte ich Ihnen hiermit einen Ausschnitt aus meinem Leben schildern - ich habe an einem Tag extra für Sie, lieber Leser, ein Tagebuch verfasst, damit Sie sehen können, wie ein redliches Leben so abläuft (übrigens hat mein redlicher Neffe ebenfalls ein mal ein Tagebuch geführt - Sie finden dieses unter diesem Verweis):

05:15 Uhr: Der Wecker klingelt, und ich stehe natürlich sofort auf. Im Überwachungsvideo, das meinen Hauseingang immer im Blick hält, stelle ich fest, dass der unredliche Zeitungsbote die Zeitungen wieder erst um 05:08 Uhr zugestellt hat - dabei habe ich ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass die Zeitung spätestens um 05:00 Uhr zuzustellen ist! Ich schreibe sofort einen Beschwerdebrief an das Pressehaus und drohe mit der Kündigung der Zeitung, falls der unredliche und faule Langschläfer nicht sofort gefeuert wird.

05:30 Uhr: Mit dem Frühsport bringe ich mich redlich in Schwung und sorge dafür, dass ich - im Falle eines plötzlichen militärischen Überfalls auf unser schönes deutsches Vaterland - körperlich ertüchtigt bin und sofort die redliche Bundeswehr bei der Landesverteidigung unterstützen kann. Danach Katzenwäsche. Ich ziehe meinen redlichen schwarzen Anzug, ein marineblaues Hemd und eine schmucke, dunkelgrüne Krawatte an.

05:45 Uhr: Frühstück. Heute gibt es Vollkornbrot mit Butter und leckere Wurst aus deutschen Landen. Dazu trinke ich zwei Tassen Brennesseltee und lese die redliche Frankfurter Allgemeine Zeitung.

06:15 Uhr: Ich steige in meinen Porsche und fahre in mein Forschungsinstitut am Hauptbahnhof von Stuttgart.

06:30 Uhr: Ich komme im Forschungsinstitut an. Meine Mitarbeiter sind selbstverständlich alle schon da und begrüßen mich mit einem lauten: "Guten Morgen, werter Herr Chef!" - wie schön. Herr Scholz, der neue Doktorand, hat sich heute früh offenbar nicht gründlich genug rasiert und noch ein paar Bartstoppeln am Kinn - inakzeptabel! Ich bestelle ihn sofort zum Rapport in mein Büro und mache ihn rund! Ich erkläre ihm, dass die Mitarbeiter das Aushängeschild meines Forschungsinstitutes sind und ich ihn persönlich dafür verantwortlich machen und in Regress nehmen werde, wenn mir durch sein schlampiges Aussehen ein Forschungsauftrag entgeht. Zur Strafe muss er diese Woche den Reinigungsdienst übernehmen - irgendwer muss schließlich für Ordnung und Sauberkeit sorgen, nachdem ich die unredliche Putzfrau letzte Woche leider entlassen musste, da sie es wagte, die Räumlichkeiten meines Forschungsinstitutes nicht wie vorgeschrieben in angemessener Geschäftskleidung (Hosenanzug) zu betreten!

07:15 Uhr: Durchsicht der elektrischen Post. Erneut hat mein guter Freund und Geschäftspartner, Herr Boris Dreikind von der redlichen CDU, mir einen Forschungsauftrag über EUR 70.000,-- für eine Verkehrsanalyse im Verkehrsverbund Planzoland zugeschanzt. Ich gehe sofort ins Internetz, um per Anschnur-Überweisung 5% dieser Summe als Parteispende an die CDU Planzoland zu überweisen - schließlich möchte ich auch in Zukunft noch Forschungsaufträge aus Planzoland erhalten.
Die Studie soll Herr Fuchslocher übernehmen, denn der hat neuerdings offenbar zu viel Zeit - seit einigen Tagen wagt er es, seine Mittagspause gelegentlich außerhalb des Forschungsinstitutes zu verbringen und hat doch kürzlich tatsächlich mehr als zwei Minuten auf der Toilette verbummelt.

08:00 Uhr: Jetzt habe ich Lust auf eine Streuselschnecke und eine redliche Zeitung! Ich schicke meine Sekretärin zur Bäckerei und zum Kiosk, um dieses leckere Gebäck und die neuste Ausgabe der redlichen Jungen Freiheit zu besorgen.

08:17 Uhr: Meine Sekretärin kommt keuchend zurück ins Institut und überreicht mir Zeitung und Streuselschnecke. Zwei Minuten zu spät - das ist absolut inakzeptabel; sicherlich hat sie sich wieder irgendwo herumgetrieben, denn länger als 15 Minuten darf dies nicht dauern! Ihre Ausrede, dass beim Bäcker eine lange Schlange war, lasse ich nicht gelten - was kann ich denn dafür, dass sie ihre Arbeitszeit in einer Schlange verplempert und sich nicht vordrängelt! Ich mache ihr klar, dass ich ihr die versäumte Zeit selbstverständlich vom Gehalt abziehen werde und sie mir künftig meine Zeitung in ihrer Pause zu besorgen hat.

08:30 Uhr: Mit Zeitung und Streuselschnecke mache ich es mir in meinem Büro bequem und stehsegle im Internetz. Auf der redlichen Internetz-Präsenz von Eltern im Netz haben wieder eine Menge dumme jugendliche Analphabeten Hetz-Beiträge verfasst, die natürlich gegen Ortographie, Grammatik und Interpunktion verstoßen und den Betreiber dieser Seite, den redlichen Herrn Torthoff, angreifen. Natürlich schreibe ich sofort gegen diese Beiträge an.

09:30 Uhr: Ich werde unredlicherweise beim Internetz-Stehsegeln durch einen Mitarbeiter gestört. Er braucht einen Literatur-Tipp für seine Studie zum Thema "Verkehrsverstöße in Abhängigkeit des Lebensalters". Ich verweise ihn auf die Universitäts-Bibliothek - schließlich kann ich mich nicht um alles kümmern!

10:20 Uhr: Schon wieder eine unredliche Störung - meine Sekretärin stellt mir einen Anruf von Herrn Dreikind durch, der ein Problem mit meinen neusten Vorschlägen für die Beförderungsbedingungen der öffentlichen Verkehrsmittel im Verkehrsverbund Planzoland hat. Ich erkläre ihm, dass ein Verbot der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für Kinder und Jugendliche unter 25 Jahren nach 18 Uhr sehr redlich ist, weil Kinder um diese Zeit ins Bett gehören. Auch auf meinen Kompromiss-Vorschlag, dass die Fahrt noch zu Ende geführt werden darf, wenn die Kinder diese vor 18:00 Uhr angetreten haben, will sich Herr Dreikind nicht einlassen. Soll er doch machen, was er will - an mir liegt es jedenfalls nicht, wenn sich die Unredlichkeit im Landkreis Planzoland weiter ausbreitet! Die ehemals redliche CDU ist auch nicht mehr das, was sie mal war!

10:45 Uhr: Von den ständigen Störungen genervt, verlasse ich das Forschungsinstitut. Es wird Zeit, wieder einmal im Haus meiner verstorbenen Eltern nach dem Rechten zu sehen. Ich steige in meinen Porsche und fahre nach Erkenbrechtsweiler.

11:15 Uhr: Auf der Autobahn nach Kirchheim sind wieder jede Menge Raser unterwegs, die mit der diabolischen Geschwindigkeit von 120 Stundenkilometern die Verkehrssicherheit gefährden. Diesen kranken Leuten werde ich es jetzt zeigen! Ich gehe auf die Überholspur und lege dort durchaus flott, aber mit der redlichen Geschwindigkeit von 90 Stundenkilometern die gesamten 7 Kilometer zwischen Wendlingen und Kirchheim zurück. Die diabolische Lichthupe meines Hintermannes ignoriere ich geflissentlich - stattdessen warte ich, bis er dicht auf mich auffährt und mache dann ein Foto mit der extra für diese Zwecke hinten in meinem Auto eingebauten Kamera. Ich freue mich schon auf das dumme Gesicht dieses Raudis, wenn er Post von der Verkehrspolizei bekommt, an die ich dieses Beweisbild selbstverständlich weiterleiten werde!

11:30 Uhr: Ich klingele an meinem Elternhaus bei den Mietern, Familie Riedinger. Leider ist niemand zu Hause - wie unredlich! Ich klingele am Nachbarhaus bei der redlichen Frau Schober, die ich bereits aus meiner Kindheit kenne. Frau Schober freut sich sehr, mich zu sehen und lädt mich spontan zum Mittagessen ein - da sage ich natürlich nicht nein, da es einen leckeren Zwiebelrostbraten gibt! Während des Mittagessens klärt mich Frau Schober darüber auf, dass Frau Riedinger mittlerweile eine Halbtags-Arbeit von 09:00 bis 13:00 Uhr angenommen hat und das Kind einer unredlichen Tagesmutter anvertraut hat - wie schrecklich! Bei einem solchen unverantwortlichen Verhalten muss das Balg ja zum dummen und unredlichen Versager werden - schließlich gehören Kinder in die Obhut ihrer Mutter, und Frauen sollten sowieso nicht arbeiten, wenn sie verheiratet sind! Ich spiele kurz mit dem Gedanken, die Kündigung auszusprechen, verwerfe den Gedanken jedoch, da ich mich an den teuren, verlorenen Kündigungsschutzprozess gegen die Riedingers erinnere, den ich vor einem Jahr geführt habe, da das neugeborene Balg der Riedingers ständig ohrenbetäubend schrie und daher Frau Schober um ihre wertvolle Mittagsruhe gebracht wurde. Es ist eine Unverschämtheit, dass man als Hausbesitzer nicht mehr über sein Eigentum verfügen kann und das letzte Gesockse (Herr Riedinger ist neuerdings sogar tätowiert!) bei sich wohnen lassen muss. Dafür kommt mir eine viel bessere Idee: Da Frau Riedinger ja jetzt auch Geld nach Hause bringt, könnte ich doch die Miete erhöhen. Frau Schober teilt mir auch mit, dass Frau Riedinger es vor einigen Monaten sogar wagte, ihrem Balg im Garten die Brust zu geben und dabei diabolischerweise ihre ekelerregende Brust entblößte - da kommt mir doch fast der Zwiebelrostbraten wieder hoch! Außerdem beschwert sie sich darüber, dass Familie Riedinger den Garten verwildern lässt und nur alle drei Wochen den Rasen mäht, letzte Woche die Kehrwoche doch wirklich erst am geheiligten Sonntag anstatt wie vorgeschrieben am Samstag durchführte und außerdem den hässlichen Kinderwagen regelmäßig vor dem Haus stehen lässt - wie unredlich!

12:00 Uhr: Mit dem Nachschlüssel, den ich bei der Vermietung heimlich zurückbehalten habe, betrete ich mein Elternhaus, um nach dem Rechten zu sehen. Zunächst inspiziere ich das Wohnzimmer. In der Kompaktscheiben-Sammlung finde ich eine Menge Krachmusik von den unlöblichen Schlagels und den Rollenden Steinen. Mit einem Messer ritze ich große Kratzer in diese Kompaktscheiben, damit dieser Krach nicht mehr angehört werden kann. Danach suche ich das Kinderzimmer auf und finde diabolische Bibi-Blocksberg-Tonbänder, die bekanntlich dazu geeignet sind, bereits Kleinkinder vom rechten Weg abzubringen und zur diabolischen Hexen-Verehrung zu führen! Natürlich vernichte ich diese Tonbänder sofort. Außerdem stelle ich fest, dass die Heizung im Kinderzimmer an ist, was zur Verweichlichung des Balges beiträgt - ich muss wohl bei Gelegenheit einen Heizungsmonteur beauftragen, die Heizung im Kinderzimmer funktionsuntüchtig zu machen. Auf jeden Fall schalte ich die Heizung aus und öffne das Fenster im Kinderzimmer - das härtet ab!
Im Schlafzimmer finde ich in einer Schublade diabolische Kondome - offenbar praktizieren die Riedingers ekelerregenden Sechs in meinem Elternhaus, wie widerlich und pervers! Um nicht am gefährlichen Gehirnbrand zu erkranken, ergreife ich die Packung mit Handschuhen und befördere sie in den Hausmüll, nachdem ich die Kondome mit einer Nadel zerstört habe. Anschließend suche ich das Arbeitszimmer auf und starte den Heimrechner. Auf der Festplatte finde ich diabolische Kriegs-Spiele wie das gefährliche "Mine-Sweeper" (redlich: Minen-Räumer) oder auch das Schieß-Spiel Welt der Kriegskraft! Selbstverständlich lösche ich diese Weichware - ich will nur verhindern, dass Herr und Frau Riedinger zu Amok-Läufern werden!

12:20 Uhr: Nachdem ich noch die Kontoauszüge inspiziert habe, stelle ich bei der Mülleimer-Kontrolle fest, das Frau Riedinger ungesunde Dosen-Nahrung verwendet und die Dosen verbotenerweise nicht im redlichen Gelben Sack, sondern im Hausmüll entsorgt! Außerdem beschließe ich, dass ich die Riedingers endlich loswerden und an redliche seriöse Leute vermieten muss - Unzucht im Haus meiner keuschen Eltern, der Gedanke verursacht mir Brechreiz! Daher rufe ich vom Telefon der Riedingers in der Druckerei, die ich gemeinsam mit meinem Schwager betreibe, an. Mein Schwager Gundolf ist selbst am Telefon und freut sich, mich zu hören. Ich ordere zwei große Schilder mit der Aufschrift "Hurenhaus" und beauftrage meinen Schwager, diese morgen Vormittag, wenn beide Riedingers bei der Arbeit sind, zum Haus meiner Eltern zu liefern und am Hauseingang bzw. über der Türe zu installieren. Mein Schwager stutzt zwar kurz, aber nachdem ich ihm die Lage erkläre, ist er sofort begeistert und verspricht, die Schilder persönlich anzufertigen und morgen den Lehrling zum Anbringen der Schilder zum Haus meiner Eltern zu schicken. Das haben diese Perversen jetzt davon, dass sie das Haus meiner Eltern mit widerlichem und unhygienischem Sechs beschmutzt haben - jetzt soll das ganze Dorf das wissen!
Um zu verhindern, Frau Riedinger im Haus zu begegnen, verlasse ich das Haus. Es wird Zeit für eine neue redliche Aktion, und ich weiß auch schon welche!

12:45 Uhr: Für meine redliche Aktion muss ich rechtzeitig in Leinfelden sein. Aus diesem Grund beschleunige ich meinen Porsche auf die fast schon unredlich schnelle Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern. Hoffentlich mache ich dabei den teuren Porsche-Motor nicht kaputt!

13:05 Uhr: Gerade noch rechtzeitig treffe ich an der Realschule in Leinfelden ein und parke mein Auto in der Feuergasse - die Redlichkeit geht hier vor! Ich laufe zur Schulbus-Haltestelle und steige in den Bus nach Waldenbuch. Eine Fahrkarte brauche ich nicht - schließlich bin ich in redlicher Mission unterwegs.

13:10 Uhr: Eine Menge unredlicher lärmender Kinder bevölkert den Bus - wie unangenehm! Unredlicherweise telefonieren einige dieser dummen Kinder mit ihren Handtelefonen - wie widerlich. Aber diese Blagen werden mich gleich kennenlernen!

13:15 Uhr: Ich begebe mich in den hinteren Teil des Busses, wo mich der Fahrer nicht sehen kann. Mit einem lauten "Die Fahrkarten bitte!" verschaffe ich mir Respekt. Einige Schüler zücken redlicherweise sofort ihre Fahrausweise. Mit strengem Blick kontrolliere ich die Fahrkarten. Da - in einer Ecke sitzt ein dummer Jugendlicher, der mit seinem unredlichen Empe-Drei-Spieler diabolische Krachmusik hört und meiner Aufforderung nicht Folge leistet! Schnell baue ich mich vor ihm auf und pflaume ihn an, dass er mir gefälligst seine Fahrkarte zu zeigen habe. "Was willst Du denn von mir, Opa?", gibt er frecherweise zurück. Ich verbitte mir diesen despektierlichen Ton und fordere erneut den Fahrausweis. Er zeigt ihn mir - leider ist er gültig, wie schade! Dennoch maßregele ich ihn, dass er seinen Fahrausweis künftig innerhalb von 10 Sekunden nach der ersten Aufforderung vorzuzeigen habe. Neben ihm sitzt ein Mädelein, das ein T-Hemd trägt, welches doch tatsächlich unredlicherweise die Unterarme unbedeckt lässt und auch noch Reklame für die diabolische Drogen-Krachmusik-Bande "Grüner Tag" macht - wie schrecklich! Mit schneidender Stimme fordere ich den Fahrausweis. HEUREKA - sie kann ihn nicht vorzeigen und behauptet, sie hätte ihn vergessen! Das unredliche Gör ist ein krimineller Schwarzfahrer - ertappt! Ich fordere sofort 40 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt! Das Kind fängt an zu heulen und meint, sie hätte ihn nur vergessen und könne ihn gerne morgen vorzeigen. Jetzt kommen auch noch faule Ausreden - so eine Frechheit! Mit Nachdruck fordere ich 40 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt und weise das kriminelle Kind darauf hin, dass es froh sein kann, dass ich von einer Anzeige absehe! Heulend händigt mir das Kind das Geld aus, das ich selbstverständlich für meinen Aufwand behalten werde. Die Redlichkeit hat mal wieder gesiegt - wie schön!

13:30 Uhr: Zufrieden und mit dem innerlichen Hochgefühl, eine diabolische Schwerverbrecherin zur Strecke gebracht zu haben, verlasse ich den Bus in Waldenbuch. Ich steige in die Linie 828 nach Echterdingen - eine Fahrkarte brauche ich nicht, schließlich bin ich in redlicher Mission unterwegs.

13:45 Uhr: Erneut kontrolliere ich im Bus die Fahrausweise. Leider sind keine kriminellen Schwarzfahrer dabei. In Echterdingen verlasse ich den Bus, um mit der Buslinie 38 zurück zu meinem Auto nach Leinfelden zu fahren.

14:00 Uhr: Im Bus nach Leinfelden erscheint plötzlich ein Herr und fordert meinen Fahrausweis. Ich weise ihn darauf hin, dass ich in redlicher Mission unterwegs bin und daher keinen Fahrausweis benötige. "Redliche Mission? So ein Unsinn, zeigen Sie mir bitte Ihren Fahrausweis!" will er mich maßregeln. Ich zeige ihm meinen Redlichkeitsausweis, den ich mit einer aus dem Internetz heruntergeladenen Weichware mir selbst ausgestellt habe. "Redlichkeitsausweis? Was ist denn das für ein Unsinn?" entgegnet mir der Mann. Ich weise ihn darauf hin, dass ich Verkehrswissenschaftler und ein redlicher Mensch bin und daher laut §23 RGB (Redliches Gesetz-Buch) keinen Fahrausweis benötige. Unverständlicherweise fordert der unredliche Kontrollör nun auch noch 40 Euro erhöhtes Beförderungsentgelt von mir. So eine Frechheit! Ich stampfe mit dem Fuß auf und mache ihn darauf aufmerksam, dass ich mich über ihn beschweren werde. Jetzt will er auch noch meinen Personalausweis sehen. Ich zeige ihm erneut meinen Redlichkeitsausweis, den er erneut als "Unsinn" abtut. Ich gebe klein bei und erkläre mich bereit, ausnahmsweise jetzt einen Fahrausweis zu kaufen. Der diabolische Kontrollör ist doch tatsächlich der Meinung, dafür sei es jetzt zu spät und er habe sofort meine Daten aufzunehmen. Ich weigere mich! Daraufhin meint er, er könne auch die Polizei holen - so eine Frechheit! In Anbetracht des aufgebauten Droh-Potenzials gebe ich nach und händige ihm meinen Ausweis aus, aber nur unter Protest und dem Hinweis, dass ich mich über ihn beschweren werde! Er zuckt nur mit den Schultern und gibt mir daraufhin einen Schein zurück, der mich doch tatsächlich dazu verpflichtet, 40 Euro zu überweisen. Das ist also der Dank dafür, dass ich vorhin eine unredliche Schwarzfahrerin dingfest gemacht habe - wie schlecht die Welt doch ist!

14:15 Uhr: In Rage verlasse ich den Bus und laufe zu meinem Auto zurück. Als ich dort eintreffe sehe ich, wie ein Abschleppwagen mit meinem Auto auf der Ladefläche die Straße hinunterfährt! Wild gestikuliernd laufe ich herbei und mache dem anwesenden Polizisten klar, dass ich in redlicher Mission unterwegs war und daher hier parken durfte. Der Polizist fordert mit den Worten: "Ach Sie sind der Besitzer dieses Autos, das hier die Feuergasse blockiert hat?" meinen Ausweis, woraufhin ich ihm selbstverständlich meinen Redlichkeitsausweis aushändige, um nochmals zusätzlich zu unterstreichen, dass ich in redlicher Mission unterwegs war. Unverständlicherweise fordert der Polizist auch noch meinen Personalausweis, den ich ihm als braver Bürger selbstverständlich aushändige. Leider macht mich der Polizist darauf aufmerksam, dass mir ein Bußgeld von mehreren hundert Euro droht und ich außerdem die Kosten für den Einsatz des Abschleppdienstes in Rechnung gestellt bekomme. Meinen Wagen könne ich dann morgen gegen Bezahlung von Bußgeld und Kosten wieder abholen. Ich appelliere an die Redlichkeit des Polizisten, erkläre ihm, dass ich eine Kriminelle dingfest gemacht habe und es dazu unabdingbar war, den Wagen hier zu parken. Der Polizist fragt mich, um was für eine Kriminelle es sich handle und bei welcher Dienststelle ich das Verbrechen angezeigt hätte. Ich weise natürlich darauf hin, dass es sich um eine kriminelle Schwarzfahrerin handelte, die dazu noch im Verdacht steht, Haschgift zu konsumieren, da sie auf ihrem unredlichen T-Hemd Werbung für die Drogen-Bande "Grüner Tag" machte. Unverständlicherweise will der Polizist das nicht gelten lassen und händigt mir ein Strafmandat aus. Alles Diskutieren hilft nichts - offenbar handelt es sich hier um einen ganz unredlichen Gesellen bei der an sich sehr redlichen Polizei.

14:45 Uhr: Wütend und erregt mache ich mich auf den Weg zur S-Bahn, um nach Stuttgart zurückzukehren. Selbstverständlich kontrolliere ich während der S-Bahn-Fahrt wieder die Fahrkarten, kann jedoch leider keine weiteren schwarzfahrenden Schwerverbrecher dingfest machen.

15:15 Uhr: Ich treffe am Stuttgarter Hauptbahnhof ein und nehme die Rolltreppe nach oben. Mitten auf der Rolltreppe stehen zwei unredliche Gören, die sich unterhalten und dabei den Durchgang auf der Rolltreppe blockieren. Dabei steht in der redlichen Bahnhofsordnung doch eindeutig, dass auf einer Rolltreppe links zu gehen und rechts zu stehen ist - eines dieser unverschämten Gören steht jedoch links. Daher laufe ich die Rolltreppe links hinauf und dränge mich mit massivem Körpereinsatz zwischen den beiden Gören durch. Dabei achte ich darauf, dem blockierenden Gör noch auf den Fuß zu treten, damit sie sieht, was sie davon hat, wenn sie in krimineller Art und Weise gegen die redliche Bahnhofsordnung verstößt! Das Mädchen schreit laut auf und beschwert sich lauthals, was das denn soll! Ich sage klar: "Sie verstoßen hier gegen die redliche Bahnhofsordnung, indem Sie links auf der Rolltreppe stehen! Ich nehme nur mein Recht in Anspruch, links die Rolltreppe hinaufzugehen!". Unverständlicherweise fordert das uneinsichtige Gör jetzt auch noch eine Entschuldigung von mir - das bringt mich erst recht in Rage! Wieso soll ich mich entschuldigen, wenn diese freche Göre gegen die redliche Bahnhofsordnung verstößt? Mit einem "Das hätten Sie wohl gerne, Sie unverschämte Göre" setze ich meinen Weg fort und eile sofort in mein Forschungsinstitut, um mich bei einem Brennesseltee wieder zu beruhigen.

15:45 Uhr: Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, fällt mir ein, dass ich fast nichts mehr im Kühlschrank habe! Daher rufe ich in der Druckerei an und habe meinen Schwager am Telefon. Ich erkläre ihm meine Lage und frage ihn, ob er nicht den Lehrling beauftragen könnte, meinen Einkauf zu erledigen. Mein Schwager stimmt selbstverständlich zu und sagt, dass der Lehrling derzeit zwar noch damit beschäftigt sei, den Wagen meines Schwagers zu reinigen, aber im Anschluss daran selbstverständlich sofort von ihm zum Supermarkt geschickt wird, um meinen Einkauf zu erledigen - noch bevor er Kopierpapier nachfüllen und die Druckerei putzen muss. Ich sende meinem Schwager noch einen elektrischen Brief mit meiner Einkaufsliste zu und bin froh, dass ich mich selbst nicht zwischen keifende Hausfrauen und plärrende Kinder zum Einkaufen bewegen muss.

16:15 Uhr: Nun wird es aber Zeit, einige redliche Dinge zu erledigen! Ich sende das Foto des Dränglers, das ich heute früh auf der Autobahn aufgenommen habe, an die redliche Polizei, damit sie diesen gefährlichen Raser dingfest macht. Außerdem verfasse ich einen elektrischen Brief an die Gemeindeverwaltung Erkenbrechtsweiler und mache sie darauf aufmerksam, dass Frau Riedinger den Müll nicht korrekt trennt und ihre Dosen im Restmüll entsorgt. Desweiteren verfasse ich ein Schreiben an Familie Riedinger, dass ich die Miete um 15% heraufsetze. Ferner schreibe ich an die Busgesellschaft, dass ich beobachtet hätte, wie der unredliche Kontrollör, der mich zur Überweisung von 40 Euro nötigen möchte, von Schwarzfahrern Geld bar kassiert und in die eigene Tasche gesteckt habe.

17:00 Uhr: Meine Sekretärin klopft an und fragt, ob sie nun nach Hause gehen kann, da sie heute Abend noch Besuch bekommt. Das kommt natürlich überhaupt nicht in Frage. Ich mache sie darauf aufmerksam, dass ich selbstverständlich von ihr erwarte, dass sie noch die Post wegbringt, neuen Brennesseltee einkauft und außerdem die Mülleimer leert - es kann doch nicht sein, dass meine faulen Angestellten für das gute Geld, das ich ihnen zahle, vor mir das Büro verlassen!

17:45 Uhr: Plötzlich nehme ich Lärm von der Straße wahr. Ich sehe aus dem Fenster, um festzustellen, woher dieser Krach kommt. Das darf doch wohl nicht wahr sein - schon wieder rückt eine Demonstranten-Meute an, um unredlicherweise gegen das hoch-redliche Bahn-Projekt "Stuttgart 21" zu demonstrieren, das meinem Forschungsinstitut schon einige hochbezahlte Aufträge eingebracht hat. Der Auflauf dieser arbeitsfaulen Gammler macht mich so wütend, dass ich sofort aufspringe, auf die Straße laufe und beginne, hitzig mit dem Demonstranten-Pack zu diskutieren! Leider sind die diabolischen Stuttgart-21-Gegner uneinsichtig und fahren damit fort, eine hässliche Bühne und Lautsprecher aufzubauen - das darf doch wohl nicht wahr sein! Jetzt fängt auch noch eine unredliche Musik-Bande an, auf der Bühne Dschess-Musik zu spielen - dabei weiß doch jedes Kind, dass es sich bei dieser Form von Musik um schlechte Musik handelt! Von Ferne erblicke ich sogar den Anführer der Stuttgart-21-Gegner, den diabolischen Herrn Hannes Rockenbauch. Und dann telefoniert er auch noch mit einem Handtelefon, dessen Strahlung bekanntlich dafür sorgt, dass die Gehirnzellen der Menschen absterben - kein Wunder, dass man mit diesen abgestorbenen Gehirnzellen zu blöd dazu ist, die unbestreitbaren Vorteile von Stuttgart 21 zu kapieren! Bei dieser Gelegenheit fällt mir noch eine unbestreitbare Parallele auf, die ich auch Ihnen hier nicht vorenthalten möchte - Herr Rockenbauch ist offenbar der diabolische Amokläufer, der für das Massaker in Aurora (VSA) verantwortlich zeichnet - sehen Sie selbst:
     
Herr Rockenbauch bei einer politischen Agitationsrede     Herr Rockenbauch im Gerichtssaal von Aurora
Das ist doch wirklich unglaublich - ein diabolischer Schieß-Spieler und Amokläufer läuft hier frei herum! Glücklicherweise sind einige redliche Polizisten anwesend, die offenbar die Demonstranten im Zaum halten müssen, damit diese nicht wieder redliche Züge oder Baufahrzeuge blockieren. Ich teile meine Beobachtung sofort den anwesenden Polizisten mit! Unverständlicherweise weigern sich die Polizisten, meine Anzeige gegen Herrn Rockenbauch wegen des Amoklaufes von Aurora aufzunehmen - das ist ja wirklich unglaublich! Langsam aber sicher beginne ich, an der redlichen Polizei zu zweifeln - möglicherweise sind die anwesenden Polizisten mittlerweile von den Stuttgart-21-Demonstranten hirngewaschen worden und selbst zu Stuttgart-21-Gegnern mutiert; so eine Frechheit!

18:15 Uhr: Für heute reichts mir! Da mein Porsche abgeschleppt wurde, nehme ich den Bus, um zur Druckerei zu fahren und meine Einkäufe abzuholen. Wegen der unredlichen Demonstration muss ich auch noch 500 Meter zur Bushaltestelle laufen, da die Haltestelle am Hauptbahnhof wegen der Demonstration gesperrt ist - diese Umweltschweine von Stuttgart-21-Gegnern hindern die Bevölkerung auch noch an der umweltfreundlichen Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln. Natürlich kontrolliere ich im Bus wieder die Fahrkarten, kann jedoch leider erneut keinen Schwarzfahrer dingfest machen - wie schade.

18:30 Uhr: Ich betrete die Druckerei und werde von meinem Schwager redlichst begrüßt. Mein Schwager teilt mir mit, dass meine Einkäufe im Nebenzimmer lagern und bietet mir sogar an, mich mit meinen Einkäufen nach Hause zu fahren - wie schön. Ich betrachte die beauftragten "Hurenhaus"-Schilder und stelle fest, dass mein Schwager ganze Arbeit geleistet hat.

18:40 Uhr: Als ich den Nebenraum betrete, um den Angestellten anzuweisen, meine Einkäufe in den Wagen meines Schwagers zu laden, mache ich eine fürchterliche Entdeckung: Der Angestellte telefoniert mit seinem Handtelefon! Dabei haben wir das doch in unseren Räumlichkeiten strengstens untersagt, da von diesen Telefonen bekanntlich eine schädliche Strahlung ausgeht, welche das Hirn der Menschen schädigt! Ich stelle den Angestellten natürlich sofort zur Rede. Seine Ausrede, er müsse zu Hause Bescheid sagen, dass er länger arbeiten müsse, weil der Lehrling heute für Sonderaufgaben wie Wagen waschen und Einkäufe herangezogen werden musste und ihm daher nicht helfen konnte, lasse ich nicht gelten - dafür kann er notfalls für lächerliche EUR 2,-- pro Minute auch das redliche Festnetz-Telefon der Druckerei benutzen! Sofort rufe ich meinen Schwager und erzähle ihm von meiner Beobachtung. Wir werden uns sehr schnell einig, dass es hier nur eine Lösung gibt: Die sofortige fristlose Kündigung! Die Beteuerungen des Angestellten, er habe Frau und Kinder zu ernähren, interessieren uns nicht - das hätte er sich vielleicht überlegen sollen, bevor er unsere Druckerei mit seinen Handtelefon-Strahlen verseuchte!

18:55 Uhr: Nach der spontanen Entlassung unseres Angestellten rufe ich sofort meinen redlichen Freund, Herrn Professor Katzenbeisser vom Institut für redliche Strahlungsforschung, an. Ich erzähle ihm von unserer Situation, und dass wir nun Angst haben, dass die Druckerei strahlenverseucht sei. Professor Katzenbeisser zeigt sich zwar ein wenig beunruhigt, sagt jedoch, dass er gleich morgen früh mit einem Entstrahlungs-Spezialisten vorbeikommen werde. Es könne sein, dass wir die Druckerei für 2-3 Tage schließen müssten, bis die Entstrahlung durchgeführt sei. Wir sind beruhigt und beschließen, die Kosten für den Einsatz des Entstrahlungs-Spezialisten und den eventuellen Verdienstausfall dem unverschämten Verursacher in Rechnung zu stellen.

19:05 Uhr: Um auf andere Gedanken zu kommen, lädt mich mich Schwager zu sich nach Hause zum Essen ein. Auf der Autofahrt frage ich meinen Schwager, wie schnell er einen neuen Angestellten bekommen würde. Mein Schwager winkt ab und sagt, dass das kein Problem sei - da er sowieso alle paar Wochen seine untauglichen Angestellten aus verschiedenen Gründen (unredlicher Lebenswandel, unangemessene Kleidung, Hören von Krachmusik, Weigerung, mehr als 14 Stunden am Tag zu arbeiten) entlassen muss, hat er mittlerweile eine Dauer-Stellenanzeige geschaltet, so dass laufend Bewerbungen hereinkommen.

19:15 Uhr: Als wir bei meinem Schwager ankommen, werde ich auch sofort von meiner Schwester Reingard und meinem redlichen Neffen Rhabanus begrüßt. Wir essen gemeinsam zu Abend. Rhabanus erzählt, dass er heute in der Schule unredliche Dinge sehen musste - sie sind im eigentlich redlichen Sportunterricht erstmals zum Schwimmen gefahren, und da einige seiner Mitschülerinnen offenbar nicht wissen, was sich gehört, trugen diese Huren-Töchter diabolische aufreizende Bikinis, die sogar einen Blick zwischen ihre Brüste erlaubten! Dieser Anblick war für meinen Neffen ekelerregend und unterträglich, so dass er ins Schwimmbecken erbrach! Der unredliche Sportlehrer meines Neffen bestrafte jedoch nicht die hurenhaften Weibsbilder für ihren Aufzug, sondern schrie meinen Neffen zusammen, weil der das Schwimmbecken verunreinigt hatte. So eine Unverschämtheit - mein Schwager verspricht jedoch, sich der Sache sofort anzunehmen und bereits morgen einen Brief ans Oberschulamt zu schreiben, damit der unredliche Sportlehrer bestraft würde. Ich rate ihm, in den Brief zusätzlich aufzunehmen, dass der Sportlehrer meinem Neffen die Badehose heruntergezogen hätte, um dafür zu sorgen, dass dieser auch auf jeden Fall vom Dienst suspendiert wird. Meine Schwester verspricht jedenfalls, meinem Neffen künftig für den Schwimmunterricht jedes Mal eine Entschuldigung zu schreiben, damit er nicht erneut dem ekelerregenden Anblick unredlicher Metzen ausgesetzt ist!

19:50 Uhr: Beinahe hätte ich meinen Kontrollanruf im Forschungsinstitut vergessen! Daher bitte ich meinen Schwager darum, kurz sein Telefon benutzen zu dürfen, was er mir selbstverständlich erlaubt. Ich klingele die Anschlüsse sämtlicher Mitarbeiter durch, um festzustellen, ob diese immer noch bei der Arbeit sind - schließlich bezahle ich sie nicht für Schlendrian! Herr Fuchslocher nimmt das Telefon nicht ab - na der kann morgen was erleben! Wenn er nicht eine sehr gute Begründung liefert, was er außerhalb seines Arbeitsplatzes zu tun hatte, kann er sich ganz schnell seine Papiere abholen!

20:00 Uhr: Nach dem Abendessen und meinen Kontrollanrufen fährt mich mein Schwager nach Hause. Ich verabschiede mich von ihm und verspreche, morgen Vormittag in der Druckerei vorbeizusehen, um die Arbeit des Entstrahungs-Spezialisten zu überwachen.

20:15 Uhr: Zu Hause angekommen verstaue ich die Lebensmittel im Kühlschrank und mache noch einen Kontrollrundgang durch das Wohnviertel. Dabei beobachte ich einen unredlichen Jugendlichen, der es frecherweise wagt, eine Flasche Altglas in den Altglas-Behälter einzuwerfen, obwohl der Einwurf nur bis 20:00 Uhr gestattet ist! Sofort stelle ich den Bengel zur Rede, sage ihm, dass er sofort die Altglas-Scherben wieder aus dem Behälter herauszuholen hat und fordere von ihm die Strafgebühr von 20 Euro, die ich in solchen Fällen immer verlange. Der Bengel antwortet jedoch frecherweise nur despektierlich mit "Du kannst mich mal, Opa!" - so eine Frechheit! Da er mir körperlich überlegen scheint, ziehe ich mich zurück, beobachte den Jungen jedoch und schleiche ihm nach.

20:30 Uhr: Jetzt holt der unredliche Junge auch noch ekelerregende Zigaretten aus dem Automaten. Ich will gerade wieder hervorkommen und seinen Ausweis fordern, um zu kontrollieren, ob er wirklich schon 18 ist, da fällt mir ein, dass dies ja mittlerweile durch den Einsatz der Bank-Karte kontrolliert wird. Hier zeigt sich, dass ich und einige redliche Mitstreiter mit unseren Ausweis-Kontroll-Aktionen am Zigarettenautomaten dem Gesetzgeber schon Jahre voraus waren - was wir bereits seit Jahrzehnten mit unserem Ausweiskontrollen praktizieren, hat der Gesetzgeber erst in den letzten Jahren umgesetzt. Leider haben wir durch die neuen Automaten jetzt eine Möglichkeit weniger, unredliche Jugendliche zu maßregeln - wie schade.

20:40 Uhr: Ich verfolge den unredlichen Jugendlichen weiter und sehe, wie er in einem Einfamilienhaus verschwindet - wie praktisch! So muss ich nur den Namen vom Klingelschild auf meinem Notizblock notieren, den ich für solche Fälle immer bei mir führe, und kenne gleich Name und Adresse des Übeltäters!

20:55 Uhr: Mit gezücktem Notizblock suche ich die Polizeiwache auf und verlange, den Leiter der Dienststelle zu sprechen, um die Straftat anzuzeigen. Der diensthabende Polizist, der mich von meinen regelmäßigen Besuchen auf der Polizeiwache schon kennt, rennt auch gleich ins Hinterzimmer und ruft: "Kommt mal alle her - der Gscheidle hat mal wieder einen Kriminalfall" - wie löblich! Ganze vier redliche Polizisten kommen, um dieses unglaubliche Verbrechen - das Befüllen des Altglasbehälters nach der zugelassenen Einwurfzeit - aufzunehmen. Um die Schwere der Tat noch zu erhöhen, flunkere ich ein wenig und behaupte, dass der unredliche Jugendliche frevelhafterweise auch noch eine Braunglas-Flasche in den Grünglas-Behälter eingeworfen hätte - so wird dieser Verbrecher bestimmt eine schwere Strafe erhalten!

21:10 Uhr: Nachdem die redlichen Polizisten mir versichert haben, dass sie sofort ein Sondereinsatzkommando mit mehreren Scharfschützen zur Wohnung dieses gefährlichen Schwerverbrechers aussenden würden, mache ich mich beruhigt auf den Heimweg. Es ist schön, dass es noch redliche Polizisten gibt, denen die Verbrechensaufklärung noch am Herzen liegt!

21:25 Uhr: Ich treffe zu Hause ein und stelle fest, dass es schon sehr spät geworden ist - ohne die ganze Aufregung in der Druckerei und mit dem Altglastonnen-Zuspätbefüller wäre ich schon seit einer halben Stunde im Bett! Daher springe ich noch schnell unter die Dusche, wobei ich selbstverständlich die Unterhose anbehalte, da ich ansonsten unredliche Dinge an mir selbst sehen könnte. Ich lege noch eine Kompaktscheibe des redlichen Naabtal-Duos in die Abspielanlage, spreche mein Nachtgebet, nehme noch ein Glas keusches Wasser zu mir, und falle sofort in einen tiefen Schlaf.


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